hester oerlemans – hurry slowly

 

Hester Oerlemans Arbeit steht immer im Dialog mit Räumen und Umgebungen. Das gilt offensichtlich für die Kunstwerke, die sie seit mehreren Jahren im öffentlichen Raum realisiert; zuletzt ein „fliegender” Teppich für eine große Versicherungsgesellschaft und eine Tribüne für Jugendliche einer Schule, gebaut aus umgedrehten und mit Beton gefüllten Bierkästen. Aber auch im Galerien- und Museumskontext wird bei der Präsentation der Arbeiten immer der Ausstellungsort mitbedacht. Der Raum bestimmt das gezeigte Werk, und dies formt den Raum.
Für Hurry Slowly hat Oerlemans gleich drei Räume geschaffen. Der Ausstellungsraum ist durch zwei Skulpturen aus Klebeband und Styropor aufgeteilt, die durch ihre leicht transparente, poröse und schwebende Struktur zugleich trennend und verbindend wirken. Wie auch die übrigen Skulpturen haben diese „Wände” etwas gimmick- oder comic-haftes. Anscheinend ist das Ganze aus fast nichts gemacht: Klebebandreste, ein paar Styroporplatten, ein Seil. Alltagsgegenstände, die hier neu eingesetzt werden. So sind auch die Keramikarbeiten aus fast nichts entstanden: Sie sind Abgüsse von Luftballons -, etwas Beweglichem und Flüchtigem -, das nun kompakt und bleibend geworden ist.
Das Spielerische, Körperliche und der unvermittelte, neugierige Blick auf die Welt sind Ausgangspunkt aller Arbeiten Oerlemans. So werden Materialien getestet und neu zusammengesetzt, alltägliche Erfahrungen, Bewegungen und Lokalitäten umwandelt, um uns damit an das Magische im Leben zu erinnern. Und so läuft man auch durch die drei Ausstellungsräume in Nationalmuseum, hinter jeder Wand eine neue Überraschung erwartend, bis klar wird, dass diese eher aus Déjà vu-artigen Wiederholungen und Verdoppelungen besteht. Eben solche, die uns dazu bringen sollen, uns „langsam zu beeilen” und noch einmal richtig hinzuschauen.

text: Anne Ethelberg